News des Tages: Droht ein verschärfter Shutdown?
Guten Abend, die drei Fragezeichen heute:
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Virus-Mutante – Droht ein verschärfter Shutdown?
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CDU-Vorsitz – Was plant die designierte Ex-Chefin?
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Mittelerde – Was geschah im Zweiten Zeitalter?
1. Tunnelblick
Ein Prozent der Deutschen sind geimpft, sagt Gesundheitsminister Jens Spahn. Es gebe kaum Nebenwirkungen, sagt das Paul-Ehrlich-Institut. Die Organisation im Impfzentrum ist vorbildlich, sagt mein Schwiegervater, der seit heute zu dem einen Prozent gehört. Der zweite Termin ist schon vereinbart. Das klingt nach Hoffnung.
Licht am Ende des Impfzentrums
Foto: Bernd von Jutrczenka / picture alliance/dpa
Nach Tristesse klingt das Gerede und Geraune über einen verschärften Lockdown. Auch die Berichte über die Gefährlichkeit der Virus-Mutante machen unfroh. Die »Bild«-Zeitung meldet, im Kanzleramt werde schon ein »Mega-Lockdown« geplant, Busse und Bahnen sollen demnach weitgehend stillstehen. Eine Bestätigung gab es am frühen Abend noch nicht. Aber Karl Lauterbach sagte bereits, er hielte es für sinnvoll. Und auch das Pressebriefing des RKI-Präsidenten Lothar Wieler klingt ähnlich: »Wir müssen die Fallzahlen unbedingt reduzieren und daher weiterhin unsere Kontakte reduzieren.« Die »intensivmedizinische Versorgung in Deutschland« sei wahrscheinlich »noch nie so ausgelastet« gewesen wie heute. Auch die Corona-Todesmeldungen waren nie höher. Allerdings schwanken die Zahlen stark, noch immer schlagen sich die Feiertage nieder, an denen weniger getestet und gemeldet wurde.
In Thüringen, wo das Virus gerade besonders heftig wütet, verschieben sie sogar die Landtagswahl, von April auf September. Der Tunnel, an dessen Ende das Licht zu sehen sein soll, scheint gerade wieder länger zu werden.
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Alle aktuellen Entwicklungen hier: Das Corona-Update
2. AKKzeptanz des Unausweichlichen
Zum ersten Mal seit 20 Jahren übernimmt am Samstag ein Mann die Führung der CDU. Kaum ein Tag vergeht, an dem es nicht mindestens einer der drei Kandidaten in die Schlagzeilen oder eine Talkshow schafft. Aber wie wirken Armin Laschet, Friedrich Merz und Norbert Röttgen, wenn die Kameras ausgeschaltet sind? Das erzählt mein Kollege Florian Gathmann in diesem Video: Laschet sei »witziger, als man es öffentlich von ihm kennt«, beim vermeintlich lockeren Röttgen komme die »Streberattitüde« durch, und Merz sei »in der Lage, komplizierte Sachverhalte komplex darzustellen«. (Welchen Kandidaten sich die politische Konkurrenz wünscht, lesen Sie hier. Welcher besser fürs Klima wäre, steht hier.)
Den längsten Abschied von der Parteispitze wird dann Annegret Kramp-Karrenbauer hinter sich haben, seit fast einem Jahr muss sie darauf warten, endlich abtreten zu können, die Pandemie kam dazwischen. Mein Kollege Veit Medick berichtet über die Union, gezwungenermaßen oft aus dem Hauptstadthomeoffice. Er hat die designierte Ex-Vorsitzende aber immer wieder gesprochen, früher auch mehrfach getroffen und aus der Nähe beobachtet. Was wird er vermissen, wenn einer der Männer übernimmt? »Sie mag nicht die glücklichste Parteivorsitzende gewesen sein«, sagt Veit. »Aber sie hat einen klaren, nüchternen Blick für ihre Fehler, schiebt niemandem die Schuld zu. Diese Eigenschaft wird fehlen, jedenfalls scheint sie mir bei keinem ihrer möglichen Nachfolger sehr ausgeprägt zu sein.«
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Mehr zu den Plänen Kramp-Karrenbauers lesen Sie hier: Die neue Freiheit
3. Elbenvertiefung
»Drei Ringe den Elbenkönigen hoch im Licht,
Sieben den Zwergenherrschern in ihren Hallen aus Stein,
Den Sterblichen, ewig dem Tode verfallen, neun,
Einer dem Dunklen Herrn auf dunklem Thron
Im Lande Mordor, wo die Schatten drohn.«
Na, können Sie mitsprechen? Wandern Ihre Gedanken auch gerade zu dem Moment, als sie zum ersten Mal »Der Herr der Ringe« aufschlugen? Bei mir war es die grüne Ausgabe, drei Bände im Pappschuber, ein Weihnachtsgeschenk irgendwann in den Neunzigern, durchgelesen binnen weniger Tage. Mein Verhältnis zu Tolkiens Fantasiewelt ähnelt seither dem von Gollum zum Ring der Macht. Auf die Filme von Peter Jackson freute ich mich wie Samweis Gamdschie aufs zweite Frühstück.
Jetzt hat Amazon Details zur »Herr der Ringe«-Serie bekannt gegeben. Die fünf geplanten Staffeln, deren Produktion rund eine Milliarde Dollar kosten soll, werden sich demnach mit den »heldenhaften Legenden des sagenumwobenen Zweiten Zeitalters in der Geschichte von Mittelerde« befassen. Die Serie spielt also Jahrtausende vor den Abenteuern von Bilbo Beutlin.
Im Shutdown müssen sich Cineasten fühlen wie Butter, verstrichen auf zu viel Brot; die Branche durchleidet mordorsche Zeiten – mit Umsatzeinbrüchen bis zu 80 Prozent. Aber für Streamingdienste und -fans ist es ein goldenes Zeitalter. Allein Netflix, das gerade die Preise erhöht, hat für dieses Jahr 70 neue Filme angekündigt. »Das sind mehr, als Warner Bros. und Disney gemeinsam auf den Markt bringen«, berichtet mein Kollege Oliver Kaever. Auf die Tolkien-Serie bei Amazon müssen die Zuschauer allerdings noch warten. Offenbar ist gerade mal die Pilotfolge abgedreht, in diesem Monat beginnen erst die Arbeiten an weiteren Episoden. Vielleicht also nochmal das »Silmarillion« lesen? »Im Anfang schuf Eru, der Eine, der in der Elbensprache Ilúvatar heißt, aus seinen Gedanken die Ainur« – wenn Sie das mitsprechen können, bin ich beeindruckt.
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Lesen Sie hier mehr über Netflix und die Kinobranche: Jede Woche ein neuer Film
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Was heute sonst noch wichtig ist
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Nawalny soll nach Rückkehr in Russland festgenommen werden: Alexej Nawalny plant, in Kürze aus Deutschland nach Russland zurückzukehren. Was den Kremlkritiker fünf Monate nach dem Giftanschlag auf ihn dort erwartet, stellte jetzt die Strafvollzugsbehörde klar.
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Deutsche Wirtschaft bricht in der Coronakrise um fünf Prozent ein: Die deutsche Wirtschaft ist im Corona-Krisenjahr 2020 in eine tiefe Rezession geraten: Das deutsche Bruttoinlandsprodukt schrumpfte um fünf Prozent. Gleichzeitig rutschte der Staatshaushalt tief ins Minus.
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Schottische Unabhängigkeitsbefürworter steuern auf Rekordwert zu: Die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon peilt nach dem Brexit ein neues Referendum über die Unabhängigkeit an. Ihre Partei liegt einer Umfrage zufolge weit vorn in der Wählergunst.
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Hessen und NRW sperren Pisten – Bayern ganze Bahnstrecken: Es schneit, doch das ist nicht überall Grund zur Freude: In Hessen und NRW sorgt man sich wegen eines möglichen Touristenansturms, in Bayern legte der Schnee die Bahn lahm. Und es bleibt frostig.
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Siegfried Fischbacher ist tot: Er wurde als Teil des Magier-Duos »Siegfried & Roy« weltberühmt. Nun ist Siegfried Fischbacher im Alter von 81 Jahren gestorben.
Was wir heute bei SPIEGEL+ empfehlen
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Die Spionin, die Wirecard liebte: Eine Analystin der Commerzbank lobte den Skandalkonzern bis zum Schluss in den Himmel. Vertrauliche Mails zeigen nun, dass sie das Wirecard-Management mit Informationen über kritische Investoren versorgte. Nun wird sie kaltgestellt.
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Die geheimen E-Mails des Verkehrsministers: Offiziell bekam Andreas Scheuer nur spärliche Informationen über die gescheiterte Pkw-Maut. Über eine private E-Mail-Adresse ließ er sich abseits des Dienstwegs informieren. Hat er das Parlament belogen?
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»Mir geht es gerade so gut wie lange nicht«: Die einen fluchen, dass sie nicht konzentriert arbeiten können, die anderen wollen nicht mehr ins Büro. Sieben Protokolle über Schwierigkeiten, Chancen und unerwartete Erkenntnisse.
Was heute weniger wichtig ist
Schnittwerk Orange
Foto:
20th Century Fox / Everett Collection / picture alliance
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Ende einer Hairschaft: Der in jungen Jahren sehr erfolgreiche und mittlerweile kaum noch präsente US-Schauspieler Macaulay Culkin, 40, unterstützt den Versuch, einen Gastauftritt Donald Trumps, 74, aus dem Film »Kevin allein in New York« zu entfernen. Ein Grafikdesigner veröffentlichte eine Version der Hotellobby-Szene bei Twitter, aus der er den heutigen US-Präsidenten heraus montiert hatte. Culkin kommentierte: »Bravo«.
Tippfehler des Tages, inzwischen korrigiert: »Für Trump, der offenbar dringend auf Kredite angewiesen ist, um seine diversen Hotels- und Golfanlangen zu betreiben, könnten so schwere Zeiten zukommen.«
Cartoon des Tages: 3 Kandidaten beim Versuch, sich Frau Merkels Schuhe anzuziehen!
Foto: Klaus Stuttmann
Und heute Abend?
Foto: Torpor Games
Könnten Sie, wenn Sie Computerspiele mögen, »Suzerain« ausprobieren. Mein Kollege Rainer Sigl sagt, es sei das »vielleicht realistischste Videospiel über Politik«, es mache sie erfahrbar – und zwar in einer Form, in der nicht das Kapitol gestürmt wird.
»›Suzerain‹ ist weit mehr als eine Visual Novel, auch wenn sich das Spiel der Konventionen dieser narrativen Games-Nische bedient«, berichtet Rainer. »Es gibt viel zu lesen in diesem Spiel, 450.000 Wörter sind es den Entwicklern zufolge – so lang ist etwa auch ›Der Herr der Ringe‹«. (Hier finden Sie seine Rezension.)
In diesem Sinne: Lassen Sie sich nicht ins Dunkel treiben.
Einen schönen Abend! Herzlich
Ihr Oliver Trenkamp
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