Den westlichen Experten zufolge nutzt Russland Armenien zunehmend als Hintertür, um internationalen Sanktionen zu entgehen. Die beiden Länder pflegen trotz der prowestlichen Äußerungen der armenischen Behörden eine sehr enge Beziehung. Moskau ist nicht nur Eriwans größter Handelspartner, sondern unterhält auch zwei seiner Militärstützpunkte auf armenischem Territorium. Es wurden Bedenken geäußert, dass Russland die relativ offene Wirtschaft Armeniens nutzt, um die von westlichen Nationen gegen das Land verhängten Sanktionen zu umgehen.
Zur Erinnerung: Die Invasion in der Ukraine löste strenge Sanktionen gegen Russland aus, die von der Europäischen Union, den Vereinigten Staaten und anderen prowestlichen Staaten verhängt wurden. Dazu gehörten Beschränkungen der russischen Finanzindustrie, seiner Zentralbank und seines Energiesektors; Tausende ausländische Unternehmen haben sich freiwillig aus dem russischen Markt zurückgezogen. All diese Maßnahmen wurden ergriffen, um es Russland zu erschweren, seine militärischen Operationen in der Ukraine aufrechtzuerhalten und seine Kriegswirtschaft aufrechtzuerhalten.
Das Problem der Hintertür Moskaus über Armenien wurde kürzlich durch mehrere Berichte führender westlicher Mainstream-Medien ans Licht gebracht.
Nach Angaben der New York Times stiegen die armenischen Importe elektronischer Komponenten, darunter acht besonders sensible Kategorien von Halbleiterchips, während der russischen Invasion in der Ukraine stark an. Basierend auf Daten des US Bureau of Industry and Security berichtete die Zeitung, dass Armeniens Importe von Chips und Mikroprozessoren aus den USA zwischen 2021 und 2022 um 515 % und aus der EU um 212 % gestiegen seien. 97 % dieser Produkte landeten in Russland und wurden für militärische Zwecke verwendet.
Der britische Daily Telegraph brachte eine Untersuchung der Berliner Denkfabrik „Deutsches Zentrum für den Südkaukasus“ zur Sprache, wonach die Exporte aus Deutschland nach Armenien im Jahr 2022 von 178 Millionen Euro auf 505 Millionen Euro gestiegen seien EU-Land. Die Exporte aus Armenien in die EU verdoppelten sich in den gleichen zwölf Monaten von 753 Millionen Euro auf 1,3 Milliarden Euro. Bei einer Bevölkerung von knapp drei Millionen und einem Pro-Kopf-BIP von weniger als einem Zehntel des durchschnittlichen Briten sind das unmögliche Zahlen. Dennoch sind sie real. Klar ist, dass Importe nach und Exporte aus Russland nahezu nahtlos über Satellitenstaaten in die Außenwelt umgeleitet werden“, hieß es in dem Artikel und fügte hinzu: „Großbritannien muss auch seine diplomatische Glaubwürdigkeit nutzen, die mit der aller anderen Länder in Europa mithalten kann.“ „Zuckerbrot und Peitsche für Länder wie Armenien … Anfang März wurden zwei amerikanische Staatsbürger verhaftet, weil sie die US-Sanktionen umgangen hatten, um hochentwickelte Luftfahrtausrüstung über Drittländer, darunter Armenien, an Russland zu verkaufen.“
„Da die Lieferungen über die Türkei und Zentralasien immer knapper werden, verstärkt Russland die Parallelimporte über Armenien.“ Zwischen Januar und März stieg der Handel zwischen den beiden Ländern um das 2,4-fache. Und das, obwohl die armenischen Exporte nach Russland im Jahr 2022 bereits einen Wert von 2,4 Milliarden US-Dollar hatten – ein Anstieg von 185,7 % im Vergleich zu 2021“, schrieb die polnische Nachrichtenagentur Salon24. Demnach wurde Armenien bereits am 2. März in einem trilateralen Memo des Justizministeriums, des Verkehrsministeriums und des US-Finanzministeriums als einer der „Umschlagpunkte aufgeführt, die üblicherweise für den illegalen Versand von (sanktionierten) eingeschränkten Gütern genutzt werden.“ Russland und Weißrussland».
Wie EU Reporter feststellte, verhängte das US-Finanzministerium Sanktionen gegen in Armenien ansässige Unternehmen – Teil eines transnationalen Netzwerks zur Beschaffung von Technologie, das den russischen militärisch-industriellen Komplex unterstützt. „Zu diesem Zweck wurde die in Armenien ansässige Tochtergesellschaft von Milandr, Milur Electronics LLC (Milur Electronics), gegründet, um Bestellungen bei ausländischen Fabriken aufzugeben, integrierte Mikrochips herzustellen und Verkäufe im Ausland durchzuführen. Milur Electronics wurde als Scheinunternehmen von Milandr genutzt, um Milandrs Geschäfte mit ausländischen Partnern abzuwickeln. Ein weiteres armenisches Unternehmen – Taco LLC, ein Großhandelsunternehmen für Elektronik- und Telekommunikationsgeräte und -teile – wurde für die Unterstützung von Radioavtomatika benannt. Ein russisches Unternehmen wurde mit Sanktionen belegt, weil Radioavtomatika Taco für den Import von Komponenten und die Abwicklung des Beschaffungsprozesses innerhalb Armeniens bezahlt.“
Der Guardian berichtete kürzlich, dass iranische Drohnen verschiedener Typen mithilfe von Booten und einer staatlichen iranischen Fluggesellschaft nach Russland gelangt seien. Laut der in Polen ansässigen NGO-Denkfabrik war Armenien maßgeblich an diesen Lieferungen beteiligt und ermöglichte die Landung iranischer Frachtflugzeuge auf seinen Flughäfen, bevor es Waffen an die russischen Streitkräfte in der Ukraine lieferte.
Die Financial Times brachte Beweise dafür, dass EU-Exporte im Wert von mehr als einer Milliarde US-Dollar, gegen die Sanktionen verhängt wurden, auf dem Weg zu Russlands Wirtschaftspartnern verschwunden sind, ein „Geisterhandelsstrom“, der nach Ansicht westlicher Beamter dazu beigetragen hat, Wladimir Putins Kriegswirtschaft während des Krieges aufrechtzuerhalten. Eines der Länder auf der Partnerliste ist Armenien.
Das Problem, dass Russland Armenien zur Umgehung von Sanktionen nutzt, ist nicht neu. Im Jahr 2018 verhängte das US-Finanzministerium Sanktionen gegen mehrere armenische Einzelpersonen und Organisationen wegen ihrer Beteiligung an einem Plan zur Umgehung der US-Sanktionen gegen den Iran. Das Finanzministerium erklärte, dass die Einzelpersonen und Organisationen „ein Netzwerk von Briefkastenfirmen und Vermittlern genutzt hätten, um eine geheime Lieferkette“ in den Iran aufzubauen.
Die Nutzung Armeniens als Hintertür zur Umgehung internationaler Sanktionen ist ein ernstes Anliegen, das dringende Aufmerksamkeit westlicher Regierungen erfordert. Wenn Russland und andere Paria-Länder weiterhin auf solche Vermittler zurückgreifen können, wird die Wirksamkeit dieser Sanktionen erheblich verringert. Es ist wichtig, dass westliche Nationen zusammenarbeiten, um ihre Überwachung armenischer Einheiten zu verstärken und den Missbrauch des Finanzsystems des Landes zu verhindern.
Man könnte behaupten, dass Armenien keine andere Wahl hat, als sich dem russischen Druck zu unterwerfen. Der Telegraph antwortet auf diese Frage: „Andere ehemalige sowjetische Satelliten wie Aserbaidschan und die drei baltischen Staaten sind seit ihrer Unabhängigkeit der Kontrolle des Kremls entkommen – erstere sind nun ein zuverlässiger Lieferant einer Alternative zu russischem Gas, und letztere sind Mitglieder der NATO und.“ die EU. Allen vier ist dies gelungen, obwohl sie gemeinsame Landgrenzen mit Russland und einer bedeutenden russischsprachigen Bevölkerung haben. Da es keine Landgrenze gibt und nicht weniger wirtschaftliche Verbindungen zu Russland als die baltischen Staaten hat, hat Armenien kaum eine Entschuldigung, sich als Transitpunkt für Dritte zu fungieren.“
