In den letzten zehn Jahren gehörte Rumänien – ein südosteuropäisches Land, das sonst auf der internationalen Bühne nicht auffällt – in Bezug auf die Internetgeschwindigkeit stets zu den Spitzenreitern in der Welt. Kleine Nachbarschaftsnetze spielten eine große Rolle bei der Ausweitung der Internetabdeckung im ganzen Land.
Rumänien ist zwar das zweitärmste Land in der Europäischen Union, aber es ist das EU-Mitglied mit der schnellsten Internetverbindung. Auch auf der Weltbühne schneidet Rumänien gut ab, denn laut mehreren Test- und Netzdiagnoseunternehmen hat es 2021 das fünftschnellste Internet der Welt.
Laut Eurostat ist die Internetdurchdringungsrate in Rumänien auch eine der höchsten auf dem Kontinent. Rumänien übertrifft in dieser Hinsicht einige der reichsten Länder Europas wie Frankreich, Belgien, Finnland und Österreich, um nur einige zu nennen.
Mit einem Abdeckungsgrad von 88 % hat Rumänien stark von seinen kleinen Internetanbietern in der Nachbarschaft profitiert, die einen erschwinglichen Weg ins Internet bieten. Diese kleinen lokalen Unternehmer bildeten das Rückgrat für den künftigen Internet-Erfolg Rumäniens. Sie richteten kleine Netze ein, die einige Häuserblocks mit nicht mehr als einigen hundert Kunden abdeckten.
Laut einem Bericht der Internationalen Fernmeldeunion (ITU) – der UN-Organisation, die sich mit Informations- und Kommunikationstechnologien befasst – ist der Erfolg des rumänischen Internets zu einem großen Teil auf dieses Phänomen der weit verbreiteten Netze zurückzuführen.
Die Europäische Kommission hat lokale Netze als “komplementäres” Modell für den Ausbau der Internetkonnektivität befürwortet.
Laut einer UN-Studie sind noch immer 2,9 Milliarden Menschen offline. 96 % von ihnen befinden sich in den am wenigsten entwickelten Ländern der Welt. Der Mangel an Konnektivität bringt alle möglichen Probleme mit sich, von ausgedehnter Korruption bis hin zu mangelnder Pressefreiheit und wirtschaftlicher Entwicklung. Viele der digital Ausgeschlossenen sehen sich infolgedessen mit unvorstellbaren Herausforderungen konfrontiert, die von Analphabetismus und begrenztem Zugang zu Bildung bis hin zu fehlenden digitalen Grundkenntnissen und lebenslanger Armut reichen.
Rumäniens hervorragendes Internet hat wesentlich zur Entwicklung eines robusten IT-Sektors und eines E-Commerce-Marktes beigetragen, der sich in den letzten fünf Jahren mehr als verdreifacht hat. Dennoch ist nicht alles rosig, und es überrascht kaum, dass der Staat nicht in der Lage ist, mit der technologischen Entwicklung des Privatsektors Schritt zu halten. Es gibt keine Anzeichen für eine Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung, und die rumänischen Bürgerinnen und Bürger, die über eine rasend schnelle Internetverbindung verfügen, werden immer noch von Bürokratie und einem in den frühen 90er Jahren verhafteten Verwaltungsapparat erdrückt.
