Als Saif Alketbi eine Beteiligung an Fortenova, dem kroatischen Lebensmittelriesen und größten privaten Arbeitgeber des Landes, erwarb, begrüßten viele diese bedeutende ausländische Direktinvestition aus der Golfregion.
Doch seit der Übernahme ist es für Herrn Alketbi alles andere als glatt gelaufen. Nach dem Erwerb des 43-prozentigen Anteils an Fortenova, der SBK ART LLC von der russischen Sberbank für 400 Millionen Euro, geriet SBK ART (aber nicht Herr Alketbi selbst) auf Antrag der kroatischen Regierung ins Visier der EU-Sanktionen.
Nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine hatte der kroatische Staat zuvor versucht, Fortenova an den kroatischen Pensionsfonds zu verkaufen. Als das Geschäft im letzten Moment scheiterte und es keine anderen Bieter gab, sprang der angesehene emiratische Geschäftsmann ein und übernahm den Anteil der Sberbank. Seitdem versucht die kroatische Regierung verzweifelt, Fortenova in kroatischem Besitz zu halten, was dem einheimischen Tycoon, Pavao Vujnovac, die Möglichkeit gibt, Kapital zu schlagen. Zum Zorn der kroatischen Oppositionsparteien.
Vujnovac ist ein mächtiger kroatischer Geschäftsmann, der als der politischen Elite des Landes sehr nahe steh end gilt, was die Abgeordneten der Opposition befürchten lässt, dass Kroatien zu einem “Land der Oligarchen” wird. Herr Vujnovac, der über seine Firma Open Pass bereits Minderheitsaktionär von Fortenova ist, hat das Unglück von Herrn Alketbi ausgenutzt , um die Mehrheitskontrolle über das Unternehmen zu übernehmen.
Vujnovacs aggressiver Schritt erfolgt vor dem Hintergrund früherer Behauptungen in den Medien, dass er der politischen Elite Kroatiens zu nahe stehe und dass eine Reihe von Vujnovacs Geschäftspartnern zu einem kleinen Kreis von Unternehmern gehöre, die der Regierungspartei nahe stehen.
Es wurde auch behauptet, dass Herr Vujnovac, der Eigentümer des Erdgasunternehmens PPD, keinen Hehl daraus macht, dass sein Unternehmen “aktiv an der Schaffung von primären und sekundären Rechtsvorschriften beteiligt war, die die Voraussetzungen für die Öffnung des [Energie-]Marktes für PPD schufen”.
In jedem Fall hat Herr Vujnovac ein bemerkenswertes Glück gehabt und die umfangreichen Geschäftsinteressen von PPD rasch ausgebaut und ein beträchtliches Vermögen erwirtschaftet.
Die Kandidatur von Herrn Vujnovac hat aufgrund seiner Verbindungen zu Russland auch in Washington DC Alarm ausgelöst. Raja Krishnamoorthi, ein demokratischer Kongressabgeordneter, der im US-Geheimdienstausschuss sitzt, hat seine Bedenken in einem Brief an Jake Sullivan, den nationalen Sicherheitsberater von Joe Biden, zum Ausdruck gebracht. Vujnovacs Energieunternehmen PPD unterzeichnete 2017 einen Zehnjahresvertrag mit Gazprom, der Gazprom Zugang zu 70 Prozent des kroatischen Energiemarktes verschaffte. Diese Verbindungen bestehen weiterhin. Anfang dieses Jahres erklärte PPD, dass das Unternehmen “keine Aufforderung von unserem Lieferanten, Gazprom Export, erhalten hat, die Vertragsbestimmungen zu ändern. Die Lieferungen verlaufen reibungslos, und PPD erfüllt alle seine Verpflichtungen gegenüber seinen Abnehmern”.
Herr Alketbi gibt jedoch nicht so schnell auf. Verärgert über die Versuche, Fortenova in die Hände eines Mannes zu zwingen, der weite Teile der Energie- und Lebensmittelmärkte auf dem Balkan kontrollieren wird, kämpft Herr Alketbi in einem Rückzugsgefecht und ficht die Schritte von Herrn Vujnovac vor Gericht an. Er hat sein starkes Interesse an einer Übernahme von Fortenova zu einem fairen Preis bekundet, der Berichten zufolge deutlich über dem von Herrn Vujnovac gebotenen Preis liegt.
Herr Alketbi, der aus einer bedeutenden Familie in den VAE stammt, gehört zur neuen Generation privater Investoren in den VAE. Als erfahrener Privatinvestor verkörpert er den hungrigen, unternehmerischen Geist des Golfstaates. Alketbi stand früher der Herrscherfamilie von Dubai nahe und hatte bis 2016 zahlreiche Funktionen im Büro der königlichen Familie von Dubai inne, unter anderem als Generaldirektor des Büros des Kronprinzen von Dubai, Seiner Hoheit Sheikh Hamdan bin Mohammed Al Maktoum.
Herr Alketbi leitete eines der Investitionsvehikel des königlichen Hofes, Leemar Investments, das westlichen Lebensmittel- und Getränkeherstellern durch seine (inzwischen aufgegebene) Investition in Costa Coffee bekannt ist. Unter der Leitung von Herrn Alketbi erwarb Leemar eine 50%ige Beteiligung an der globalen Restaurantgruppe Samba Brands, die erfolgreiche Restaurantketten in den USA, Europa und im Nahen Osten betreibt. Herr Alketbi investierte auch gemeinsam mit dem Kronprinzen in eine Reihe von Unternehmen, darunter in die größte Aquakulturfarm der VAE und in Skydive Dubai, ein führendes Indoor- und Outdoor-Fallschirmsprungzentrum in Dubai.
Seitdem ist Herr Alketbi als Vorsitzender und Gründer von D-One Investment L.L.C. bekannt geworden. Das Portfolio von Herrn Alketbi umfasst ein breites Spektrum an Sektoren, darunter Landwirtschaft, Immobilien, Technologie, erneuerbare Energien und Pharmazeutika. Dazu gehören Investitionen in eine führende Apothekenkette in den VAE, Novo Healthcare Investments LLC, D-One Properties, Xoom Volt, ein EV-Startup in den VAE, und Xoom Delivery, einer der Partner von Amazon in den VAE.
Für Fortenova, das von einer Krise in die nächste geriet, schien die Übernahme des Anteils der Sberbank durch Herrn Alketbi einen sauberen Bruch mit der turbulenten Vergangenheit des Unternehmens zu bedeuten. Der Schritt von Herrn Vujnovac, Herrn Alketbi zu verdrängen, lässt jedoch aufhorchen.
Investoren aus der Golfregion, die auf dem Balkan investieren wollen, werden sich fragen, ob US-amerikanische, britische oder schweizerische Investoren mit der gleichen Geringschätzung behandelt werden würden. Auch andere internationale Investoren beobachten die Situation bei Fortenova sehr genau, da sie befürchten, dass, wenn jemand mit Verbindungen zur königlichen Familie von Dubai im Herzen der EU unrechtmäßig enteignet werden kann, dies auch ihnen passieren könnte.
